Arbeiten im Tesla-Werk Grünheide: Gehalt, Jobs und Bewerbung

Die Gigafactory Grünheide in Brandenburg ist das in Deutschland wohl am kontroversesten diskutierte Tesla-Projekt. Von andauernden Bedenken bezüglich Umweltschutz und Wasserversorgung, über fehlende und verspätete Genehmigungen bis hin zu positiven Aspekten wie Verbesserung der Infrastruktur und Stärkung der Wirtschaft: All diese Punkte wurden vielfach diskutiert und verschafften dem Projekt große Aufmerksamkeit.

Arbeiten im Tesla-Werk Grünheide: Gehalt, Jobs und Bewerbung

Für Tesla selbst ist die Gigafactory ein wichtiger Schritt, sowohl in den europäischen Markt als auch hin zum eigenen Produktionsziel für Autos und Batterien. Dieses einzuhalten wird nämlich angesichts zahlreicher Großaufträge wie etwa vom Autovermieter Hertz immer komplizierter. Deshalb lässt sich Elon Musk hier auch von nichts aufhalten, baute das Werk lange Zeit auf eigenes Risiko.

Sobald aber alle Genehmigungen vorliegen, was wohl spätestens Anfang Januar der Fall ist, kann zügig mit der Massenproduktion begonnen werden. Und hierfür braucht Tesla natürlich Arbeitskräfte, und zwar – ganz im Sinne einer Gigafactory – jede Menge davon. Das Problem: Viele talentierte Fachkräfte sind bereits in komfortablen Positionen bei anderen deutschen Autobauern angestellt und werden nur schwer abzuwerben sein.

Was also bietet der US-Hersteller seinen künftigen Mitarbeitern? Und welche Berufe werden überhaupt gesucht?

Was ist die Gigafactory Grünheide?

Das Werk in Grünheide ist eine Produktionsstätte von Tesla, das seine Fabriken aufgrund der schieren Größe als „Gigafactory” bezeichnet. Drei davon existieren bereits in den USA (Nevada und Buffalo) sowie in China (Shanghai), das Werk in der Nähe von Berlin wird also die vierte Gigafabrik. Es ist zugleich der erste größere Stützpunkt des US-Herstellers in Europa. Tesla selbst schreibt auf seiner Website, es handle sich bei der Gigafactory Berlin-Brandenburg um die „fortschrittlichste, nachhaltigste und effizienteste Einrichtung bisher”. 

Was wird in Grünheide produziert?

Die wichtigste Frage vorneweg: Was genau baut Tesla überhaupt in Brandenburg? Hauptsächlich ist das das Crossover-SUV Model Y, das aktuell neueste Tesla-Modell. Wenn alles klappt, sollen in Zukunft pro Jahr eine halbe Million dieser Fahrzeuge das Werk verlassen. Später soll unter Umständen auch das Model 3 hier produziert werden. Zusätzlich strebt der US-Hersteller aber auch noch eine eigene große Batterieproduktion in der neuen Gigafactory an, um seinem Ziel, selbst zum größten Batteriehersteller weltweit zu werden, ein Stück näher zu kommen.

Welche Jobs gibt es in Grünheide zu besetzen?

Nachdem die Fabrik in Brandenburg nicht nur nagelneu, sondern auch Teslas erste Produktionsstätte in Europa ist, muss die komplette Belegschaft von angeblich bis zu 12.000 Mitarbeitern in der ersten Planungsstufe komplett neu rekrutiert werden. Dementsprechend ist das Spektrum an ausgeschriebenen Stellen sehr groß.

Auf der Karriere-Seite von Tesla finden sich „einfache” Jobs wie Produktionsmitarbeiter im Karosseriebau oder der Lackiererei, aber auch Jobs im mittleren Management (Schichtleiter, Meister) oder Führungspositionen wie leitende Ingenieure oder Fertigungsleiter. Auch Lagermitarbeiter, IT-Spezialisten, Batterie-Experten und Verwaltungsmitarbeiter werden gesucht – die Liste ist lang. Selbst wer nach einer Ausbildungsstelle sucht, wird fündig: klassische Ausbildungen, duale Studiengänge, Praktika und Werkstudentenjobs – all das kann man auch bei Tesla in Grünheide machen. Das Unternehmen weist aber explizit darauf hin, dass man hier dieselbe Leistung und Motivation erwartet wie bei regulären Vollzeitkräften.

Übrigens: Elon Musk bildet in Grünheide wohl auch eine „Task-Force“ aus 25 Spitzen-Ingenieuren, die alle technischen Prozesse überblicken und direkt an ihn berichten soll.

Was müssen Bewerber mitbringen?

Dass Elon Musk bei der Auswahl seiner Mitarbeiter eher wenig auf die sonst üblichen Kriterien achtet, ist bekannt. Vielmehr ermutigt er Interessenten, sich einfach zu bewerben und sich nicht davon abhalten zu lassen, dass man eventuell nicht jede Anforderung haargenau erfüllt. Denn laut Tesla selbst ist die Herkunft, Schulbildung oder bisherige Branche eines Bewerbers irrelevant; wichtig ist eher, dass man darlegt, was man in der Vergangenheit bereits Außergewöhnliches geleistet hat und warum genau man unbedingt zu Tesla möchte. Auch eine „Immer 110 % geben”-Einstellung zur Arbeit ist bei Tesla bekanntermaßen essenziell. Das Unternehmen fasst das wie folgt zusammen: „Jeder, der das Talent, die Energie und den Fokus hat, um schwierige Probleme zu lösen, [hat bei uns] einen Platz am Tisch.”

Dennoch gibt es natürlich für viele Jobs einige Mindestanforderungen. Die wohl wichtigste davon ist eine gute Kenntnis der englischen Sprache. Nicht nur wird aufgrund der hohen Zahl internationaler Arbeiter auf dem Betriebsgelände hauptsächlich Englisch gesprochen, auch sind viele (aber nicht alle) Stellenausschreibungen in der Fremdsprache gehalten. 

Darüber hinaus erfordern vor allem die Ingenieursberufe tiefgehende Kenntnisse der jeweiligen Materie, nur ist eben ein bestimmter (akademischer) Abschluss meist nicht zwingend notwendig. 

Wie kann man sich bewerben?

Eine Bewerbung für einen Job in der Gigafactory Grünheide ist ganz einfach. Einfach unter den Stellenausschreibungen auf der Tesla-Homepage den gewünschten Job finden und auf „Bewerben” klicken. Anschließend kann man seine persönlichen Daten eintragen und ein Motivationsschreiben hochladen – alles einfach und digital.

Wie sind Gehalt und Arbeitsbedingungen?

Um in der umkämpften deutschen Automobilbranche genügend Arbeitskräfte zu finden, muss Tesla einiges bieten. Überdurchschnittliche Gehälter, Boni und üppige Zusatzleistungen gehören für Mitarbeiter von BMW, Mercedes und Co. schon seit langer Zeit zum gewohnten Arbeitsalltag. Insbesondere hochspezialisierte Fach- und Führungskräfte, von denen es nur wenige gibt, werden sich also nur schwer abwerben lassen und sich von ihrem sicheren Posten aus in den brandenburgischen Wald begeben.

Um diesem Problem beizukommen, setzt Tesla unter anderem auf sein innovatives Macher-Image. Das Unternehmen wirbt massiv mit der Möglichkeit, mit seiner Arbeit etwas zu bewegen und die Zukunft der automobilen Fortbewegung mitzugestalten. Mit Elon Musk an der Spitze erscheint das auch glaubwürdig, denn aus der Vergangenheit weiß man: Musk fordert viel, fördert aber auch entsprechend. Selbst sehr hoch gesteckte Ziele werden in der Regel zeitnah erreicht. Wer also bereit ist, das erwartete Arbeits- und Leistungspensum zu erbringen, bekommt bei Tesla vermutlich ein Arbeitserlebnis, wie man es sonst nirgends findet.

Ganz im Sinne eines jungen, hippen Unternehmens gehört dazu auch eine flache Unternehmenshierarchie, frei von Bürokratie und altmodischen Arbeitsabläufen. Jeder soll mit jedem sprechen und seine Ideen überall einbringen können. Innovation und Problemlösung kommen vor starren Unternehmensstrukturen. Tesla spricht selbst von einer „Weigerung, die Dinge so zu machen wie sie schon immer gemacht wurden”. 

Zu dieser modernen Arbeitsumgebung hinzu kommt bei Tesla ein attraktives Vergütungspaket, wenngleich man sich nicht am starren Metalltarifvertrag beteiligen will. Wie etwa das Handelsblatt berichtet, sollen bereits in der niedrigsten Lohnstufe, also etwa für ungelernte Kräfte, 2700 € brutto monatlich gezahlt werden. Selbst Langzeitarbeitslose, die es oft schwer haben, überhaupt einen Job zu finden, erwartet dieses vergleichsweise üppige Gehalt. 

Für Mitarbeiter mit einschlägiger Berufsausbildung liegt die Bezahlung bei mindestens 3500 € monatlich. Bei den Spitzenpositionen im Werk steigen die Löhne auf vermutlich mehrere Hunderttausend Euro pro Jahr an, was in der Branche durchaus üblich ist. Zusätzlich zum reinen Gehalt bietet Tesla auch Zusatzleistungen wie Aktienoptionen, Rabatte oder auch Mitarbeiterversicherungen und Fitness-Angebote.

Auf der anderen Seite ist die Arbeit bei Tesla, wie bereits erwähnt, alles andere als ein Zuckerschlecken. Erfahrungsgemäß zählt beim US-Hersteller vor allem Tempo, Tempo, Tempo. Langwierige Prozesse, in denen man über Wochen und Monate kaum vorwärtskommt, kann Elon Musk gar nicht leiden. Wenn es ein Problem gibt, dann wird es notfalls in langen Nachtschichten gelöst; Musk selbst soll manchmal in seinen Fabriken übernachten, um so viel wie möglich arbeiten zu können. Wer mit diesem Leistungs- und Innovationsdruck zurechtkommt, ist bei Tesla gern gesehen und hat auch die Chance, mit seiner Arbeit wirklich etwas zu bewegen. Wem diese Art der Arbeit jedoch missfällt oder wer viel Wert auf seine Freizeit legt und es mit dem Job nicht so genau nimmt, der wird es vermutlich nicht lange in Grünheide aushalten.

Was ist der langfristige Plan für Grünheide?

500.000 Fahrzeuge pro Jahr, eine Batteriezellenfertigung und bis zu 12.000 Mitarbeiter: So sieht der aktuelle Plan für die Gigafactory 4 in Brandenburg aus. Doch damit ist noch längst nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Wie im bereits erwähnten Handelsblatt-Artikel zu lesen ist, existieren Planungen für drei weitere Ausbaustufen, an deren Ende maximal 40.000 Beschäftigte jährlich zwei Millionen Autos für den europäischen Markt bauen. Die aktuelle Einstellungs-Welle dürfte also nicht die einzige bleiben.

Fazit

Tesla beginnt in der Nähe von Berlin in seiner vierten Gigafactory bald mit der Produktion des Model Y. Dafür braucht der US-Hersteller in nächster Zeit bis zu 12.000 Mitarbeiter, von denen längst noch nicht alle eingestellt sind. Um als Arbeitgeber attraktiv zu werden, bietet Tesla besonders in den unteren Gehaltsgruppen eine verhältnismäßig außerordentliche Bezahlung; dazu gibt es weitere Vorteile wie Aktienoptionen und Versicherungen. Für wen das gut klingt, der kann und soll sich ganz einfach online bewerben – Abschlüsse oder der bisherige Werdegang spielen für Tesla nur eine untergeordnete Rolle.

Elon Musks Firma ganz auf das Prinzip „Fordern und Fördern”: Von den Arbeitnehmern wird viel erwartet, im Gegenzug erhalten sie die Möglichkeit, „an den Herausforderungen der nächsten Generation zu arbeiten” und mit ihrer Arbeit die Zukunft der Mobilität zu gestalten.

Artikel verfasst von Moritz Kopp, Herausgeber von insideTesla.de

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